Am Ende die Stille: Sylts Ellenbogen
Herzlich willkommen am nördlichsten Punkt Deutschlands!
Adresse:
25992 List auf Sylt
Öffnungszeiten:
durchgehend geöffnet
Eintrittspreise:
freier Eintritt
bei Anreise mit Kraftfahrzeug Mautgebühr fällig (6€, Stand: Okt. 2021)
Man ist am Rande der Welt angekommen, so könnte man meinen, wenn man weit entfernt von Siedlungen und Touristentrubel auf das bescheidene Holzschild mit eben dieser Aufschrift stößt. Es ist zwar keine Endzeitstimmung, die beim Lesen dieser Tafel am Ellenbogen aufkommt, ein wenig dissonant wirkt die heitere Begrüßung allerdings doch.
Denn freundliche Begrüßung hin oder her, am nördlichsten Zipfel Deutschlands findet man vor allem eines – und das ist Stille. Damit gemeint sind aber nicht sanfte Winde und ruhige Gewässer, ganz im Gegenteil. Das Baden ist am Ellenbogen durch die starken Tiefenströmungen sogar lebensgefährlich und strengstens verboten.
Es ist die reine Klangkulisse der Natur, in die man auf der Halbinsel eintaucht. Ungestört durch Verkehrslärm oder erdrückende Menschenmengen, weit entfernt vom Alltag, lässt man hier die Seele frei und unbekümmert durch die Dünen driften.
Sylts großer Haken
Schon seit 1923 ist die Halbinsel im Norden Sylts, die offiziell der Gemeinde List angehört, ein Naturschutzgebiet. Die ausgedehnte Dünenlandschaft ist vorrangig durch Vögel und Schafe besiedelt und dank der beiden Leuchttürme List Ost und List West insbesondere bei Fotografen sehr beliebt.
Der einzige Weg auf und über den Ellenbogen ist die gleichnamige Straße, an deren Anfang ein Mauthäuschen steht. Sicherlich verwundert es, dass ausgerechnet weit oben im Norden der Insel eine Maut fällig wird. Der Ellenbogen befindet sich jedoch im gemeinschaftlichen Privatbesitz. Für die Pflege und Instandhaltung der Straße wird daher bei motorisierten Fahrzeugen ein geringer Betrag fällig. Fußgänger und Radler passieren die Station auch ohne Bezahlung.
In der inneren Beuge des hakenförmigen Ellenbogens befindet sich die Bucht Königshafen mitsamt der kleinen Nebeninsel Uthörn, die sich einst aus einer Sandbank entwickelte und durch die anhaltenden Sandanspülungen, wenn auch nur sehr langsam, an Größe zunimmt.
Als Brut-und Rastgebiet seltener Meeresvögel darf die Insel nur mit Genehmigung betreten werden. Vogelfreunde und -kundler kommen mit Ferngläsern ausgerüstet aber trotzdem auf ihre Kosten.
Wer in der Bucht aber einen “Königshafen” vermutet, ist leider einige Jahrhunderte zu spät. Bis ins 18. Jahrhundert wurde die Bucht (damals noch Teil des dänischen Königreichs) als Naturhafen genutzt, bis der Hafen schließlich durch die fortschreitende Versandung aufgegeben wurde.
Autofahrer, die auf Schafe starren
Dass intensiver Blickkontakt zu Schafen diese in Bewegung setzt oder bei den Tieren gar eine offenbarende Erleuchtung bezüglich der Straßenverkehrsordnungen auslöst, sei dahingestellt. Aber dass eine Herde die einzig befahrbare Straße des Ellenbogens versperrt, kommt durchaus öfters vor.
In der Regel sind die Schafe Menschen und Autos gleichermaßen gewohnt und bleiben daher meist gelassen. Trotzdem können die Tiere durch Hupen schnell in Panik geraten.
Daher heißt es abwarten, Schafe haben hier Vorfahrt.
Der Wolf im Hundepelz
Hunde sind am Ellenbogen übrigens grundsätzlich gestattet. Allerdings gilt hier eine strenge Leinenpflicht! Das Naturschutzgebiet ist Brutstätte für viele Vögel, die ihre Nester versteckt in den Dünen bauen. Im Frühjahr sind darüber hinaus Lämmer unter den Schafen zu finden.
“Mein Hund tut nichts” – und doch werden immer wieder Schafe gerissen und Jungtiere von ihren Müttern getrennt, da der Jagdtrieb des eigenen Hundes maßlos unterschätzt wird.
Quellen:
https://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/ellenbogen-wo-schafe-auf-sylt-vorfahrt-haben-id13353631.html
https://www.list-sylt.de/5-gruende/ellenbogen
https://www.list-sylt.de/5-gruende/der-noerdlichste-zipfel
https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/panorama/von-wegen-mein-hund-tut-das-nicht-id1322841.html