Braderuper Heide
Das lila Pflanzenmeer auf Sylt
URL-Adresse:
http://www.naturschutz-sylt.de
Kontakt:
Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V.
M.-T.-Buchholz-Stich 10a
D-25996 Wenningstedt-Braderup/Braderup
Eintrittspreise:
freier Eintritt
Auf einer Fläche von 137 Hektar erstreckt sich an der Ostküste Sylts das Naturschutzgebiet der Braderuper Heide. Was viele für unberührte Natur halten, ist jedoch das Resultat intensiver Bewirtschaftung durch den Menschen.
Es ist Spätsommer – und gleichzeitig auch Blütezeit in der Heide. Für die kommenden Wochen werden der blaue Himmel und der weiße Strand durch ein sanftes Purpur auf den Wiesen zwischen Braderup und Kampen ergänzt.
Anders als ihr westliches Gegenstück gilt die Ostküste Sylts eigentlich als weniger stürmisch. Nichtsdestotrotz wehen in der Heide starke Winde über das offene Gelände und versetzen rundum alles in wogende Bewegungen.
Das gezügelte Tempo der eigenen Schritte durch den Gegenwind und die sandigen Wanderpfade scheinen fast wie eine nahegelegte Entschleunigung durch die Natur selbst. Nicht selten setzt bei der Wanderung durch die Heidelandschaft eine innere, kontemplative Ruhe ein.
Blöken, baggern, brennen - Die Bewahrung der Heide
Über 400 Schafe tummeln sich frei im Naturschutzgebiet der Braderuper Heide. Wer allerdings glaubt, man ließe die Tiere bloß zu Futterzwecken durch die Heide ziehen, ist leider im Unrecht.
Bereits in der Jungsteinzeit begann der Mensch durch Brandrodung Platz für Ackerboden zu schaffen. Selbst das jetzige Sylt war vor langer Zeit noch ein Waldgebiet.
Die andauernde Übernutzung des Geländes und der häufige Holzeinschlag führten zu Nährstoffverarmungen und Erosionen – gleichzeitig aber auch zur Ausbreitung der Heidekrautgewächse, die auf diesen lichten, sauren Böden gut gedeihen und auch heute noch die Sylter Landschaft prägen.
Ohne aktive Nutzung der Heide bildet sich im Laufe der Jahrzehnte durch die absterbenden Pflanzen jedoch eine Rohhumusschicht, die das Wachstum von Gräsern, Büschen und Bäumen begünstigt. Diese Verholzung führt wiederum zu einer Verdrängung der Heide, die mittlerweile einen festen Brut- und Lebensraum für hunderte von bedrohten Tier- und Pflanzenarten bietet.
Die Beweidung durch Schafe hilft dabei, dass alte Pflanzenteile der Heide abgenagt werden und eine mögliche Verholzung verhindert wird. Andere Maßnahmen, die für den Erhalt der Heide ergriffen werden, sind das großflächige, kontrollierte Abbrennen durch Feuerökologen sowie das Plaggen, bei dem die obere Humusschicht abgetragen wird, damit die Heide ohne zu verholzen nachwachsen kann. An den Heidepflanzen und den Schafen sattgesehen, kann man zur rechten Zeit allerdings noch eine ganz andere Entdeckung machen. Denn wenn sich das Wasser an der Ostküste bei Ebbe zurückzieht, gibt das Meer eins seiner endlosen Geheimnisse preis.
Das Wrack der Mariann
Nur langsam, Zentimeter für Zentimeter, kommen die Überreste zum Vorschein. Wie der gehörnte Rücken eines Seeungeheuers ragen die hölzernen Spanten immer weiter aus dem Wasser heraus. Doch anstelle eines lebendigen Wesens offenbart sich zuletzt der verkohlte Rumpf der Mariann, der völlig zerfallen nur noch an ein Skelett erinnert.
Uralt und unheimlich wirkt das Wrack, dass 200 Meter vom Strand entfernt bei Ebbe zu Fuß erreichbar ist. Ohne ein Wort scheint es endlose Geschichten zu erzählen – über Gefahren des Meeres, fatale Meutereien und tragische Schicksale. Und die Wahrheit? Keine Meuterei, keine Toten, keine klagenden Seelen. Denn bei dem Wrack handelt es sich schlicht um das ehemalige Segelschiff zweier Sylter Künstler, auf dem in den 1960ern ein schwimmendes Café eröffnet werden sollte. Doch die Genehmigung dafür? Wurde verweigert. Unbeirrt und weiterhin hochmotiviert plante man daraufhin, das Schiff in ein Kabarett samt Seebrücke umzuwandeln.
Doch die Genehmigung dafür? Nun...
Letzten Endes wurde die Mariann ein “inoffizielles Partyschiff” und brannte 1981 eines Tages schlichtweg ab. Dass man den eigenen Kinder aber vielleicht doch eine abenteuerliche Geschichte über Piraten auftischt, wird sicherlich niemanden stören.
Quellen:
http://www.naturschutz-sylt.de
https://www.wenningstedt.de/sehenswertes/poi/braderuper-heide
https://www.wenningstedt.de/sehenswertes/poi/schiffswrack-mariann